Isla del la Plata

20 10 2010

14.10.2010

Um 9.30 Uhr stehen wir vor dem Laden unseres Tour-Veranstalters und für hiesige Verhältnisse fast überpünktlich geht es mit einer bunt gemischten Truppe von 15 Personen Richtung Boot. Am Strand passieren wir noch den Fischmarkt, der direkt dort stattfindet, wo die Fischer ihre Ware an Land bringen. Unmengen von Möwen fliegen herum, ein Pelikan versucht direkt aus einer Kiste, die ein Fischer auf der Schulter trägt sich einen Fisch zu holen. Auf einmal liegen vor unseren Füssen eine ganze Reihe tote Haie und Schwertfische. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese zufällig in die Netze der Fischer geraten sind, oder gezielt abgefischt werden…wahrscheinlich beides. Wir besteigen unser „Speedboot“ mit 185 PS und nehmen auf den zwei Sitzreihen seitlich des Bootes Platz. Das Meer ist ziemlich rau, so dass während der knapp 1,5 Std. Überfahrt zur Insel nichts anderes möglich ist, als sich festzuhalten. Dazu liegt ein extremer Benzingeruch in der Luft, dass selbst denen mit seefesten Mägen etwas flau wird…

Die Wellen sind teilweise höher als unser Boot, dass mit seinem Kunststoffrumpf im Sekundentakt auf das Wasser aufschlägt. An Bord geht der Runnig-Gag rum, dass wir einen Wal überfahren haben 😉 Die Walsaison ist eigentlich vorbei. Zwischen Mai und September paaren sich Buckelwale vor der Küste Ecuadors oder ziehen dort ihren Nachwuchs gross. Als wir die Insel fast erreicht haben, klettert einer der beiden Guides auf die Reling und stellt sich auf dem Bug. Wir sind uns nicht sicher, ob er was gesehen hat, oder nur die Anlegestelle sucht. Nachdem 10 Min. nichts passiert ist, kommt er wieder nach hinten und zeigt nach rechts: Eine Schwanzflosse! Was haben wir für ein Glück, eine Mutter mit ihrem jungen ist noch unterwegs Richtung Süden. Das Jungtier setzt zu einem Sprung an, wie man es sonst nur aus dem Fernsehen kennt und wirft sich auf´s Wasser, Wahnsinn! Leider bin ich auf der falschen Seite und wir dürfen unsere Plätze nicht wechseln, damit das Boot im Gleichgewicht bleibt. Plötzlich ruft der Guide: „4 People can go to the Roof!“ Bevor die Amis, Schweden und Franzosen um uns herum reagieren können sitzen „los quatro Alemanos“ auf dem Dach des Boots. Erst oben merke ich, dass es keine Haltemöglichkeit gibt…der Captain gibt Gas um hinter dem Wal zu bleiben, dabei werden wir nach oben geschleudert und es scheint nur eine Frage der Zeit wann wir samt der kompletten Kamera-Ausrüstung im Wasser liegen. Aber egal, beide Tiere tauchen noch mehrmal zum Luft holen vor uns auf und gehen dann für 3-4 Min. wieder unter Wasser. Unser Guide kann die Entfernungen scheinbar blind abschätzen, wir kreuzen deren Weg, so dass wir vermuten unser Scherz von vorhin könnte Realität werden, und beim auftauchen sind wir knappe 20 Meter von den beiden entfernt. Ein gigantisches Erlebnis!

Wir klettern wieder ins Boot, erst jetzt merke ich das der schmale Trittbereich neben der Rehling vielleicht 10 cm breit ist und es auch hier nichts zum festhalten gibt. Irgendwie müssen wir vorhin hochgeflogen sein… Noch völlig euphorisiert landen wir auf der Insel und starten die 3-stündige Wandertour in sengender Sonne bei gut 35 Grad im Schatten. Die Isla del la Plata ist vom Vogelbestand her den Galapagos-Inseln recht ähnlich. Ich hatte zwischenzweitlich auch in Erwägung gezogen dorthin einen Abstecher zu machen, aber die Preise beginnen mit 1000 Euro aufwärts für 8 Tage und das ist auf dieser Reise nicht drin.

Oben teilen wir die Gruppe auf und wir gehen den längeren Weg, auf dem es vielleicht auch Seelöwen zu sehen gibt. Schon nach wenigen Metern begegnen wir dem ersten Blaufusstölpel. Die Tier nisten zu tausenden hier auf der Insel und an jeder Ecke trifft man auf Pärchen oder brütende Mütter, vorzugsweise am oder besser direkt auf den Wegen, so dass wir jedes mal ein lauter Geschnatter zu hören bekommen, wenn wir zu nah an ihrem Revier vorbeistreifen. Witzig zu beobachten ist eine Art Tanz, den sie während der Paaarungszeit aufführen. Auf dem Rundgang begegnen wir ebenso noch Nazcatölpeln und einer Albatross-Kolonie, die allerdings in einem abgesperrten Bereich lebt. Seelöwen sind leider keine mehr auf der Insel, aber wir hatten ja schon Glück mit den Walen, daher wollen wir uns nicht beschweren.

Zurück am Boot essen wir zu mittag, während uns der Captain ein Stück um die Insel fährt, wo man schnorcheln kann. Eigentlich ist das Wasser hier draussen zu kalt und die Motivation hält sich bei allen in Grenzen. Dann schauen wir ins Wasser und sehen knallbunte Fische, da muss ich rein! Schliesslich habe ich mir vor der Reise extra eine wasserdichte Kamera als „Zweitgerät“ zugelegt, die nun eingeweiht wird. Die Schnorchel sind nicht jedermanns Sache, wer Problem mit Schimmelflecken hat ist hier verkehrt…ich habe aber Glück und ergattere einen halbwegs neuen. Unter dem Boot sammeln sich hunderte bunter, gestreifter Fische. Die grauen sind etwas zutraulicher und kommen so nahe, dass man sie fast berühren kann. Erst zurück an Bord fällt mir ein, dass die Haie, die wir morgens am Strand gesehen haben eigentlich auch hier rumschwimmen müssten…

Auf der Rückfahrt scheint der Captain eine Rekord knacken zu wollen, das Boot klatscht bei jeder Welle mit solch harten Schlägen auf´s Wasser, dass es nur eine Frage der Zeit scheint wann es bricht -was natürlich nicht passiert- dafür aber der ein oder andere Passagier… Mein Magen bleibt stabil (wäre ja auch gelacht bei einem Wassersportler ;)), aber da ich an der Schnittstelle zwischen Dach und dem Zelt, dass über das Heck gespannt ist sitze bekomme ich bei jeder Welle eine unfreiwillige Dusche ab…

Abends in der Strandbar beschliessen wir noch eine Tour in den Machalilla-Nationalpark zu machen und danach nach Montanita aufzubrechen.



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3 Antworten zu “Isla del la Plata”

  • Niggo sagt:

    Servus Roland,

    bin ein fleißiger Leser deines Blogs, mach weiter so!
    Ich lese deine Berichte sehr gern!

    Viele Grüße und hab weiter viel Spaß! eine gute Reise!
    Nicko

  • Olly sagt:

    Moin Rolli,

    es ist total faszinierend, was du alles so erlebst. Haust du dir eigentlich auch mal so ein paar landestypische Speisen rein? Ich meine, diese Haie und Schwertfische da, die müssen ja auch irgendwie gegessen werden, oder?

    Wie ist das eigentlich? Wirst du den ganzen Urlaub in dieser Crew verbringen oder wird sich da noch was ändern? Wirst du auch alleine reisen? Ich bin als Cluburlauber da ja völlig unwissend…

    Gruß Olly

  • Gisela sagt:

    Hallo Roland,

    habe heute zum ersten mal deinen Bericht gelesen.
    Ist ja alles toll, aber heute ist der 22.10 und seit dem 14.10
    keine Fortsetzung.
    Ich hoffe es geht dir gut.

    Gruß Gisela u. Werner

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